Wird AI die liberale Demokratie zerstören?


Am Wochenende fand ich etwas Zeit für 2 interessante Artikel: „Yuval Noah Harari on Why Technology Favors Tyranny“ in The Atlantic und „Joseph Stiglitz on artificial intelligence: 'We’re going towards a more divided society‘“ in The Guardian.
Beide Autoren, der Yuval Harari, Professor für Geschichte der auch über die Zukunft sehr viel schreibt, und Joseph Stieglitz, Nobelpreisträger für Ökonomie, haben offensichtlich ähnliche Vorstellungen über Zukunft. Sie beobachten aufmerksam die Entwicklung der AI und anderer gerade entstehenden Technologien und sehen darin eine potentiellen Gefahr für die Menschheit und vor allem für die liberale Demokratie. Die Gefahr ist nicht eine AI, die die Kontrolle über uns, Menschen, übernimmt. Die Gefahr ist, dass Technologie-Giganten und die autoritäre Staaten diese Technologie vornehmlich für Zementierung ihrer Macht und Kontrolle über Menschen ausnutzen können. Das wird zu dramatischen Anstieg der Ungleichheit führen.
Diese Technologie kann uns, Menschen, natürlich auch viele Vorteile bringen. Entscheidend über den Ausgang ist wer wird die Kontrolle über AI und die Daten in Zukunft haben. Wenn den Menschen nicht gelingt, die Nutzung der Technologie und der Daten durch die mächtige Konzerne im Zaum zu halten, dann müssen wir mit einem schlechten Ausgang für die Gesellschaft rechnen.
Stieglitz sieht die größte Herausforderung in der Ungleichheit. Er meint, dass die enorme Anhäufung des Reichtums, basierend auf der gesammelten Daten und einer Fähigkeit diese Daten sinnvoll auszuwerten, in den Händen weniger Tech-Giganten die größte Gefahr für die Menschen ist. Diese Daten kann man nutzen, um uns helfen richtige Entscheidungen zu treffen. Sie können aber auch benutzt werden, um die Menschen zu beeinflussen und auszunutzen.
Stieglitz meint, dass wir die Nutzung der Daten durch die Tech-Giganten kontrollieren müssen.
„The regulatory structure has to be decided publicly. This would include what data the tech firms can store; what data they can use; whether they can merge different datasets; the purposes for which they can use that data; and what degree of transparency they must provide about what they do with the data. These are all issues that have to be decided. You can’t allow the tech giants to do it. It has to be done publicly with an awareness of the danger that the tech firms represent.”
Stieglitz weiter meint, wir brauchen auch generelle Regeln, um die Monopolisierung von AI zu verhindern.
„Fresh policies are needed to curb monopoly powers and redistribute the immense wealth that is concentrated in the leading AI firms.“
Auch Yuval Harari sieht eine Gefahr, die AI mit sich bringt. Es kann sogar zu einer digitaler Diktatur führen. Harari sieht vier Hauptprobleme, die die Technologie mit sich bringt: 1. Entstehung einer nutzloser Klasse, 2. Angst vor Belanglosigkeit, 3. Aufstieg einer digitaler Diktatur und 4. Transfer der Autorität zu den Maschinen.
Yuval Harari schreibt auch, dass wenn wir alle diese negativen Auswirkungen vermeiden wollen, müssen wir die Kontrolle über unsere Daten wiedererlangen.
„More practically, and more immediately, if we want to prevent the concentration of all wealth and power in the hands of a small elite, we must regulate the ownership of data.“
Interessant sind seine Überlegungen zu der digitaler Diktatur. Er meint, dass die liberale Demokratie ist nicht etwas, was uns für immer gegeben ist. Man sollte es nur aus der ethischen Perspektive betrachten. Die liberale Demokratie hat eine viel schnellere Informationsverarbeitung ermöglicht, als es in den Staaten mit autoritären zentralen Machtsystemen möglich ist. Liberale Demokratie war einfach viel effizienter und hat mehr Innovation und wirtschaftliches Wachstum generiert. Jetzt könnte es sein, dass mit den AI-Algorithmen und riesigen Mengen von Daten, zentrale Steuerung schneller sein wird. Entscheidend ist hier also die Effizienz und nicht ethische Wertung.
„The biggest and most frightening impact of the AI revolution might be on the relative efficiency of democracies and dictatorships. Historically, autocracies have faced crippling handicaps in regard to innovation and economic growth. In the late 20th century, democracies usually outperformed dictatorships, because they were far better at processing information. We tend to think about the conflict between democracy and dictatorship as a conflict between two different ethical systems, but it is actually a conflict between two different data-processing systems. Democracy distributes the power to process information and make decisions among many people and institutions, whereas dictatorship concentrates information and power in one place. Given 20th-century technology, it was inefficient to concentrate too much information and power in one place. Nobody had the ability to process all available information fast enough and make the right decisions. This is one reason the Soviet Union made far worse decisions than the United States, and why the Soviet economy lagged far behind the American economy.However, artificial intelligence may soon swing the pendulum in the opposite direction. AI makes it possible to process enormous amounts of information centrally. In fact, it might make centralized systems far more efficient than diffuse systems, because machine learning works better when the machine has more information to analyze.“
Das andere Problem ist die Klasse der nutzlosen Menschen, die entstehen wird, sobald AI und Automatisierung viele Jobs übernimmt. Was sollen diese Leute dann den ganzen Tag tun, wovon sollen sie leben? Es wird sich niemand für diese Leute interessieren, weil man sogar von Ausbeutung diesen Menschen keinen finanziellen Vorteil erreichen kann.
„Perhaps in the 21st century, populist revolts will be staged not against an economic elite that exploits people but against an economic elite that does not need them anymore. This may well be a losing battle. It is much harder to struggle against irrelevance than against exploitation.“

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