Künstliche Intelligenz schafft mehr Jobs als sie vernichtet


Noch eine optimistische Stimme über unsere Zukunft. Byron Reese, der das Buch "Infinite Progress" geschrieben hat, behauptet, dass die Künstliche Intelligenz mehr Jobs generieren wird als sie vernichtet. Seine These ­­stützt Byron Reese auf der Analyse der bisherigen Geschichte der Technologie. Neue Technologien haben zwar immer viele alte Jobs obsolet gemacht. Sie haben aber gleichzeitig viele neue Jobs kreiert. Wir können uns gar nicht in voraus vorstellen, welche neue Möglichkeiten neue Technologien schaffen. Erst danach sehen wir, welch enorme positive Wirkung für uns alle diese neuen Technologien hatten und wie viele neue Unternehmen und Jobs dank der neuen Technologie entstanden sind. Die neuesten Entwicklungen, wie z.B. Internet beweisen es:
           
„The obvious changes did occur. But a slew of unexpected changes happened as well. We got thousands of new companies worth trillions of dollars. We bettered the lot of virtually everyone on the planet touched by the technology. Dozens of new careers emerged, from web designer to data scientist to online marketer. The cost of starting a business with worldwide reach plummeted, and the cost of communicating with customers and leads went to nearly zero. Vast storehouses of information were made freely available and used by entrepreneurs around the globe to build new kinds of businesses.“

Byron Reese erwartet also, dass Künstliche Intelligenz eine ähnliche Auswirkung haben wird. Etliche Jobs werden durch Automatisierung nicht mehr benötigt. Gleichzeitig schafft AI ganz neue Möglichkeiten, Geschäfte zu machen. Die menschliche Mitwirkung wird nach wie vor wichtig und eine Fülle an neuen Jobs wird entstehen. 

Ich kann mich durchaus vorstellen, dass die von Byron Reese vorgestellten Szenarien sich auch bewahrheiten. Leider beschäftigt er sich nicht mit dem Tempo der Veränderungen. Menschen sind fähig, sich an neue Situation anzupassen, wenn die Veränderung relativ langsam stattfindet. Wir erwarten aber mit AI eine Beschleunigung der Veränderung. Die entscheidende Frage ist, ob alle ausreichend schnell sich dann umstellen werden können.

Die beste Dekade in der Geschichte der Menscheit

Es gibt sie noch, die Optimisten. Es gibt noch Wissenschaftler, Journalisten und Technikenthusiasten, die trotz der weit-verbreiteter Meinung, dass alles zunehmend schlechter wird, nicht aufhören wollen zu behaupten, dass die Welt stetig besser wird.

Manche von Ihnen arbeiten sehr stark mit Statistiken und zeigen damit wie alle Aspekte unseres Lebens sich kontinuierlich verbessern. Steven Pinker zeigt in seinem Buch „Aufklärung“ wie die Wissenschaft und Säkularisierung zu der wichtigsten Kraft der positiven Veränderung wurde. 

Noch stärker in den Statistiken verliebt war Hans Rosling. In seinem Buch „Facfullness“ zeigte er anhand von sehr vielen Statistiken wie sich unseres Leben in letzten hundert Jahren verbessert hat. Alle möglichen Statistiken über Lebensdauer, Armut, Bildung, Bekämpfung der Krankheiten, Gewalt usw. zeigen, dass wir in einer der besten Zeitperioden der Menschengeschichte leben.

Peter Diamandis kennt natürlich den Grund dieser positiven Entwicklung. Es ist die Technologie wie man in seinen Blog-Beiträgen nachlesen kann. Enormer Fortschritt der Technologie ermöglicht die Lösung sehr vielen Herausforderungen, vor denen die Menschheit steht. Ein Nebeneffekt dieser Entwicklung ist die massive Verbilligung der Produktion. 

Matt Ridley, der Verfasser des Buches „The Rational Optimist“, ist der Meinung, dass die zweite Dekade dieses Jahrhunderts die Beste in der Geschichte der Menschheit ist. In seinem Blog schreibt Matt Ridley, dass der Lebensstandard der meisten Menschen sich stark verbessert hat, dass immer weniger Menschen im Armut leben und hungrig sind. Viele der bis vor kurzem gefährlichen Krankheiten wurden ausgerottet. 

Noch interessanter ist der Trend zur Reduktion der Menge der Stoffe, die für die Erzeugung der Produkte benutzt werden. Trotz der Steigerung der Produktion werden erstes Mal in der Geschichte weniger Materialen wie Wasser, Rohstoffe und sogar Energie dafür benötigt. Matt nennt diesen Trend „Do more with less“. 

Die Optimisten sind der Meinung, dass diese viele Fakten eindeutig belegen, dass die Menschheit in der Lage ist, mit Hilfe der Technologie viele Herausforderungen zu meistern und eine bessere Welt für alle zu schaffen. 

Man könnte fragen, warum angesichts dieser Fakten unsere tägliche Wahrnehmung eher negativ ist. Warum sehen wir eher mehr Probleme als weniger und warum sehr viele von uns glauben, dass die Welt in der Vergangenheit eine bessere war? Schuld daran ist erstens unsere Konzentration auf die Gefahren. Menschen sind konditioniert, Gefahren und Bedrohungen stark zu beachten. Die guten Errungenschaften nehmen wir als selbstverständlich nicht explizit wahr. Zweiter Grund dieser schiefen negativen Wahrnehmung sind die Medien. Medien funktionieren leider nach dem Motto „Good news is no news“ und berichten nur über negative Vorkommnisse und alle möglichen Bedrohungen. 

Das führt natürlich zu einer verzerrten, unrealistischen Sicht der Entwicklung. Man muss froh sein, dass es noch etliche Optimisten gibt, die uns eine positivere, fakten-basierende Sicht der Lage präsentieren und uns vor dem Verfall in bodenlose Traurigkeit bewahren.

Zero Trust ist einer der wichtigsten Prinzipien der modernen Sicherheit



Der im Artikel Dr. Datenleck (C‘T Ausgabe 25, 2019 - 
https://www.heise.de/select/ct/2019/25/1575649819093453) beschriebener Fall der Kompromittierung der hoch sensiblen Daten von ca 30.000 Patienten zeigt deutlich, wie wichtig die ständige Überprüfung der Sicherheitseinstellungen ist. Bei dem konkreten Fall handelt es sich um Daten der Patienten einer Arztpraxis, die für alle aus Internet eine zeit lang offen zugänglich waren. Der Server, auf dem die Daten gespeichert worden sind, sollte nur über Port 443 aus Internet erreichbar sein. Der Server war jedoch über Ports 440 bis 449 erreichbar. Damit war die SMB Schnittstelle des Servers offen aus Internet zugänglich. Nach dem Hinweis der Redaktion hat der zuständige IT-Techniker die Konfiguration des Routers korrigiert. Für die Arztpraxis und den IT-Techniker war somit der Fall erledigt. Die C‘T Redakteure haben nach einigen Tagen wiederholt die Einstellung überprüft und stellten fest, dass auf die Daten auf dem Server wieder jeder aus Internet zugreifen kann. Nach weiterer Recherche fand man heraus, dass das Problem auf einen Fehler in der Firmware des Routers zurückzuführen ist.
Dieser Fall ist typisch. Sehr oft werden präventive Sicherheitsmaßnahmen etabliert und im besten Fall gleich nach dem Aufsetzen nur einmal getestet. Man nimmt an, dass diese Maßnahmen dann immer richtig wirken. Das ist leider sehr oft nicht der Fall. Das zeigt der gerade beschriebene Vorfall sehr deutlich.

Was kann in solchen Fällen helfen? Was muss man tun, um das Risiko des Datenverlustes zu minimieren?

Man muss bei der Einrichtung der präventiven Maßnahmen immer das „Zero Trust“ Prinzip anwenden. Man muss also davon ausgehen, dass unter gewissen Umständen unsere Prävention versagt und nicht mehr richtig funktioniert. Man muss neben den präventiven Maßnahmen sofort auch entsprechende Überwachung einrichten. Ziel dieser Überwachung ist die ständige Überprüfung der Wirksamkeit der eingesetzten präventiven Kontrollen. In dem geschilderten Fall muss man zumindest ständig Portscans machen und alarmieren, falls unnötige offene Ports gefunden werden.
Ähnliche Situation betrifft auch zum Beispiel das Patching von Sicherheitsschwachstellen. Sehr viele Unternehmen patchen ihre IT-Systeme nur teilweise. Es werden Patches nur für bestimmte Software-Produkte (sehr oft nur Produkte von Microsoft, weil diese in SCCM voll integriert sind) eingespielt. Noch immer wird viel zu selten überprüft, ob alle diese Patches tatsächlich auf allen IT-Systemen des Unternehmens richtig installiert sind. Auch hier muss man das Prinzip „Zero Trust“ anwenden und mit einem Vulnerabilty Scanner alle IT-Systeme auf fehlende Sicherheitspatches überprüfen. Die Erkennung der Sicherheitsschwachstellen sollte erstens ständig „continuous“ erfolgen und mit einem Risiko Assessment verknüpft sein. Continuous Vulnerability Assessment ist ein Teil von CARTA (Continuous Adaptive Risk and Trust Assessment), einen modernen, von Gartner vorgestellten Konzept. Es ist eine der wichtigsten Sicherheitsmaßnahmen, welche CISO in nächster Zeit im Unternehmen umsetzen muss:

“If you can do only two things in 2019, implement an intelligent, CARTA-inspired approach to vulnerability management project and MFA for admins.” –Brian Reed, Gartner Analyst

Der geschilderte Verlust der Daten von 30.000 Patienten, zeigt deutlich wie wichtig die Befolgung des „Zero Trust“ Prinzip ist und mit welchen Konsequenzen Unternehmen zu rechnen haben - hohe Strafen für die Verletzung von DSGVO.

Hacking Humans - Yuval Harari spricht über Gefahren, die neue Technologien mit sich bringen


Yuval Harari, der berühmte Geschichtsprofessor, spricht in diesem Talk ( https://www.wired.com/…/yuval-harari-tristan-harris-humans-… ) über die Gefahr, die neue Technologien für die Menschen darstellen. Yuval Harari sieht die Gefahr massiver, für sie Menschen unsichtbarer Manipulationen, die dank der künstlichen Intelligenz (KI) bald möglich sein wird. Harari meint, dass wir uns dem Punkt nähern, in dem die KI-Technologie uns besser verstehen wird als wir uns selbst. Das wird privaten Unternehmen aber auch Regierungen ermöglichen, gewünschte unbemerkbare Veränderung unseres Verhalten zu bewirken.
Es ist nichts neues in der Tatsache, dass unterschiedliche Organisationen, Interessengruppen oder einfach andere Menschen uns versuchen, zu beeinflussen. Jeden Tag sind wir einer Unmenge der Informationen ausgesetzt, die unseres Kaufverhalten, politische Meinung und vieles mehr lenken möchte.
Wir glauben etwas naiv, dass wir alle diese Informationen analysieren können und in Ruhe unsere Entscheidung treffen. Wir glauben, dass wir ganz unabhängig in der Meinungsbildung sind. Das stimmt es aber nicht. Wir wurden schon in der Kindheit durch unsere Eltern, Familie und nahe Bekannten massiv geprägt (nur so kann man erklären, warum die Mehrheit von uns die Religion der Eltern und einige anderen Überzeugungen übernimmt) und im Laufe der Zeit geht diese Beeinflussung weiter durch die viele speziell vorbereitete, meistens recht emotionale Botschaften, die an uns gerichtet sind.
Was bis jetzt aber noch nicht gab, ist die gezielte individuelle Manipulation durch Information, die für jede und jeden extra angepasst ist. Diese absolut individuelle, auf die Person angepasste Manipulation wird mit Hilfe von KI und Big Data demnächst möglich sein. KI wird alle möglichen Informationen über uns sammeln und auswerten. KI wird genau wissen wie wir auf bestimmte Reize reagieren, was wir mögen und was nicht. KI wird es viel besser wissen als wir selbst. Somit wird die Manipulation möglich sein, die unter unserer Wahrnehmung liegen wird. AI wird uns so beeinflussen, dass wir diese Manipulation gar nicht merken.
Das ist eine große Gefahr, mit der wir uns jetzt intensiv auseinandersetzen müssen. Man muss natürlich auch die positive Seite dieser Technologie erwähnen. Im Interesse von uns kann KI uns helfen, bessere Entscheidungen zu treffen. Wie immer bei der Technologie kann nicht sagen, ob sie gut oder schlecht ist. Alles hängt davon ab, wie und wofür sie verwendet wird.
Der Einfluss der KI auf uns, Menschen, wird so gewaltig sein, dass wir sinnvolle Regeln für die Anwendung von AI sehr rash erstellen müssen. Man kann die Ausrichtung und Nutzung von KI in keinem Fall den privaten Unternehmen alleine überlassen. Auch der Einsatz der KI durch staatliche Organisationen sollte einer gesellschaftlichen Kontrolle unterstellt werden. Das wichtigste Ziel bei Einsatz und Weiterentwicklung von KI sollte das Wohl der Menschen sein. KI darf nur dann für partikuläre Ziele der privaten Unternehmen oder stattlichen Organisationen genutzt werden, wenn dieser Einsatz nicht im Widerspruch mit dem obersten Ziel - Wohl der Menschen - steht. Amy Webb schreibt in Ihrem Buch "Die großen Neun" darüber so:
"Wir brauchen „eine klar formulierte Erklärung, dass die Menschheit im Mittelpunkt der KI-Entwicklung stehen und sich alle künftigen Bestrebungen auf die Verbesserung Ihrer Lebensumstände richten sollen“ 

Cybersecurity im Digitalen Wandel – Die wichtigsten Bedrohungen, Trends und entscheidende Maßnahmen



Ein Interview, durchgeführt am 9 Februar 2017 

Inwieweit verändert sich durch den digitalen Wandel die Bedeutung von IT-Security?

Die zukünftige Rolle von IT-Security – und hier würde ich lieber über Information Security sprechen, weil eben die Sicherheit der Information entscheidend sein wird – hängt sehr stark von Veränderungen ab, die der digitale Wandel mit sich bringt und weiterbringen wird. Was wird sich grundsätzlich ändern? Ich denke es sind vor allem vier Aspekte: 1. Daten werden zum Hauptrohstoff der digitalen Wirtschaft, 2. alle Geschäftsprozesse werden weitgehend vollständig automatisch ablaufen, 3. zentrale Plattformen werden viele Geschäftsprozesse auf Basis von Big Data und künstlicher Intelligenz managen, 4. dezentrale Kommunikation basierend auf Blockchain-Technologie und IoT schafft autonome Peer2Peer Systeme, die viele Daten erfassen und austauschen werden, um autonome Entscheidungen zu treffen. Digitale Wirtschaft wird also massiv data-centric sein. Sogar in der Produktion der materiellen Güter wird das Wissen wie man produziert am wertvollsten sein. Unternehmen, die Daten und intelligente Analyse-Technologie zur Verfügung haben, werden zu den Gewinnern des digitalen Zeitalters zählen. Vielleicht – wobei das eher noch eine Vision ist – erleben wir eine Zeit, in der in den Bilanzen der Unternehmen statt dem “klassischen”, auf materiellen Werten basierenden Anlagevermögen die Position Datenvermögen auftauchen wird.
Die Automatisierung, die nicht nur die Menschen bei der Arbeit unterstützt, sondern sogar fast vollständig ersetzt, sehen wir schon jetzt in der Finanzbranche bei Daily Trading und anderen Finanzprozessen. Interessant ist, dass auch sehr viele Angriffe gegen unsere Unternehmen automatisch durchgeführt werden.
Daraus ergeben sich klare Anforderungen an Information Security von morgen: Schutz der wichtigen Daten des Unternehmens und Sicherstellung der einwandfreien Funktionsweise der automatisierten Geschäftsprozesse. Wenn ein Unternehmen es nicht schafft seine digitalen Werte vor Dieben und der Konkurrenz zu schützen, wird es bald Bankrott gehen.

Was müssen Unternehmen im Bereich IT-Security tun, um im digitalen Business erfolgreich zu sein?

Unternehmen müssen zunächst eine einfache, schnell anpassbare Strategie entwickeln. Eine solche Strategie berücksichtigt den Wert der Daten für das Unternehmen und die größten Gefahren und leitet daraus die erforderlichen und praktischen Sicherheitsmaßnahmen ab. Die Cybersecurity muss weitgehend automatisch erfolgen. Das ist die einzige Chance, automatische Angriffe rechtzeitig zu erkennen und abzuwehren. Unternehmen müssen auch überprüfen, ob sie über eine ausreichende Zahl an kompetenten Ressourcen verfügen und ob es nicht sinnvoller ist, diese Aufgabe an ein Managed Security Service zu übergeben.

Das ist besonders wichtig angesichts der rasanten Zunahme der Bedrohungen und der zunehmenden Stärke der Angriffe – z. B. ist die DDOS Angriffsstärke im Jahr 2016 von 300 Gbit per second auf 1,2 Terabit per second gestiegen, also um das Vierfache!

Was sind die wichtigsten Risiken, mit denen Unternehmen im Bereich Cybersecurity umgehen müssen?

Es gibt sehr viele Gefahren für jedes Unternehmen im Bereich Cybersecurity. Das Internet ermöglicht Angriffe gegen unsere Unternehmen von jedem Ort der Welt. Alle Internet-Nutzer der Welt können zumindest potentiell versuchen, Daten zu stehlen oder unsere Unternehmen zu infiltrieren. Je mehr Geschäft online stattfindet, umso mehr lockt es potentielle Angreifer. Die Angreifer wollen schnell Geld machen, sei es durch die Erpressung oder durch Verkauf oder Nutzung der gestohlenen Daten. Zur Zeit ist es auch ein relativ leicht “verdientes Geld”. Die Hauptrisiken sind derzeit aus meiner Sicht vor allem 1. Unterbrechung der wichtigen Geschäftsprozesse (DDOS mit Erpressung), 2. Malware-Infektion (Infiltration des Unternehmens mit diversen Absichten oder Ramsonware), 3. Online-Fraud, Betrug (CEO Fraud, Rechnungen mit gefälschten Bankkontodaten, …), 4. Datendiebstahl. Die Erpressungsversuche mit Ramsonware und DDOS sind aktuell sehr populär. Solche Angriffe kosten den Angreifer fast nichts, auf jeden Fall viel weniger als der Schaden, den sie anrichten. Angreifer nutzen hier die vorhandenen Botnetze und die Schwäche der Cybersecurity in vielen Unternehmen aber auch Anonymität, die z.B. Bitcoin-Zahlung garantiert.
Ich möchte hier auch auf das Problem des Identitätsdiebstahls hinweisen. Die Zahl der gestohlenen Identitäten ist erschreckend hoch und beträgt für das Jahr 2016 mehr als eine Milliarde. Jede dieser gestohlenen Identitäten kann (und wird in vielen Fällen bereits) für Angriffe gegen die Unternehmen genutzt werden.

Inwieweit verändert sich der rechtliche Rahmen?

Der Gesetzgeber ist in letzter Zeit sehr aktiv und sorgt mit diversen gesetzlichen Initiativen für mehr Sicherheit. Es ist eine klare Tendenz erkennbar, Schutz der Daten und Schutz gegen Cyber Kriminalität mit rechtlichen Maßnahmen zu verbessern. Hier kann man in erster Linie zwei Gesetze der EU erwähnen: Datenschutzgrundverordnung (EU-DSGV) und Network & Information Security (NIS). EU-DSGV betrifft alle Unternehmen, die personenbezogene Daten verarbeiten, also praktisch alle. Bis 25. Mai 2018 haben Unternehmen Zeit, sich auf das neue Gesetz vorzubereiten. EU-DSGV zwingt alle Unternehmen – unter Androhung extrem hohen Strafen – den Schutz der Daten natürlichen Personen zu garantieren.
Für NIS wird derzeit die österreichische Fassung unter dem Namen Cybersecurity Gesetz vorbereitet. Das Ziel ist hier, den Schutz kritischer Infrastruktur (also Infrastruktur, die für normales Funktionieren der Gesellschaft extrem wichtig ist) zu erhöhen. Provider der kritischen Infrastruktur, aber auch Unternehmen aus einigen anderen Branchen, die für Online-Wirtschaft wichtig sind, werden verpflichtet, ihre Netze gut zu schützen und im Falle eines Vorfalls die Behörde darüber zu informieren.
Man muss hier auch die vielen regulativen Sicherheitsvorgaben in diversen Branchen erwähnen, wie Telekommunikation, Energie oder Banken. Heutzutage sind Unternehmen zunehmend mit gesetzlichen oder regulativen Sicherheits-Vorgaben und Auflagen konfrontiert.

Die CISOs haben den Ruf, Innovationen zu verhindern, Arbeitsabläufe zu erschweren und sind generell eher lästig – Muss das so sein?

Nein, es muss nicht so sein.
Auf einer Seite besteht das Problem darin, dass viele Unternehmen noch nicht erkannt haben, wie wichtig die Daten und deren Verfügbarkeit für den Erfolg des Unternehmens sind. Der CISO sieht schon viele Gefahren kommend, die die anderen im Unternehmen derzeit ignorieren oder bagatellisieren. Trotz der vielen Angriffe, die fast täglich stattfinden, wollen sehr viele Unternehmen die Gefahr noch nicht wahrnehmen. Erst wenn Unternehmen merken, wie viel Geld dabei verloren gehen kann, beginnt das Umdenken. Anderseits erschweren sehr oft Sicherheitsmaßnahmen die Flexibilität der Arbeit. CISOs haben in der Vergangenheit auch zu oft versucht, alle möglichen Sicherheitsmaßnahmen zu etablieren, auch Maßnahmen, die schon etwas veraltet oder nachweislich wenig erfolgreich waren.

Wie kann man es also ändern? Die gute Cybersecurity-Strategie muss von dem ganzen Unternehmen und hier vor allem von den Geschäftsführern und Vorständen getragen werden. Jedes Unternehmen muss sich die Frage stellen, wie viel Sicherheit benötigt wird. Und ob es bereit ist, gewisse aus Sicherheit resultierende Einschränkungen im Kauf zu nehmen. Man darf dabei nicht vergessen, dass es keine 100%-ige Sicherheit gibt und Kosten mit dem Grad der Sicherheit steigen. Jedes Unternehmen sollte also aus der Business-Perspektive entscheiden, wie viel Sicherheit absolut notwendig und akzeptabel ist. Das verbleibende Risiko muss man dann akzeptieren. Wenn so eine Cybersecurity-Strategie von CISO mit dem Business gemeinsam ausgearbeitet wird, wird die Akzeptanz der sich daraus ergebenden Maßnahmen kein großes Thema sein.



Vertical Farming


Peter Diamandis, einer der Gründer von Singularity University und Author des Buches „Abundance: The future is better than you think“, ist ein unverbesserlicher Optimist. In einer Zeit der schlechten oder sogar katastrophalen Nachrichten ist seine Glaube an eine bessere Zukunft eine seltene Ausnahme. Peter glaubt stark an den technologischen Fortschritt und sieht darin die baldige Lösung unserer Probleme. Dort wo viele Menschen die Gefahren der neuen Technologien sehen, sieht Peter die Chancen.

Tatsächlich beschreibt er regelmäßig viele Start-ups, die unglaubliche Technologien und Lösungen entwickeln, welche hoffentlich eines Tages einen Teil der aktuellen Probleme lösen werden. Peter Diamandis glaubt hier an die Macht der Kreativität und Moore’s Law, die besagt, dass die technologische Entwicklung sich exponentiell beschleunigt und der Preisverfall ist auch exponentiell.
Peter Diamandis schreibt aktuell in seinem Blog ( https://singularityhub.com/…/the-technologies-changing-how…/ ) über Vertikal Farming und sieht darin die Zukunft der Landwirtschaft. Firmen, die er beschreibt, produzieren ein vielfaches dessen, was die moderne Landwirtschaft schafft. Dabei verbrauchen sie nur ein Bruchteil der Ressourcen (Energie, Wasser, …) dafür. Es klingt also sehr vielversprechend.
Eine zweite, sehr vielversprechende Technologie ist Print Food mittels speziellen 3D-Drucker. Etliche Unternehmen haben schon begonnen aus der Mischung von pflanzlichen Proteinen Fleisch zu „drucken“. Wenn diese Technologie sich bestätigt und tatsächlich so gut funktionieren würde, dann würde sie uns helfen, die klassische Viehzucht und Fleischproduktion zu reduzieren. Das wiederum würde sich extrem positiv auf Klima auswirken. Und was noch wichtiger ist, das würde auch den unglaublichen Leid der für Fleisch gezüchteten Tiere reduzieren.
Peter Diamandis lobt 3D Printing Technologie ( https://singularityhub.com/…/3d-printing-everything-ultra-…/ ) nicht nur im Bezug auf Print Food. Er sieht darin die Kraft, die unsere Produktionsstätte und Methoden dramatisch verändern wird. 3D Printing Produktion reduziert massiv den Transport und den Produktionsabfall. Nach dem 3D Printing Hype vor einigen Jahren hat man zuletzt weniger darüber gehört. Ich nahm an, es war wieder eines von diesen technologischen Hypes, die viel versprachen aber nicht liefern konnten. Peter Diamandis zeigt aber, dass ohne große mediale Aufmerksamkeit die 3D Technologie Fortschritte gemacht hat. Sie ist reifer geworden, man kann für die Herstellung viele unterschiedliche Materialien benutzen. Und ganz wichtig, 3D Printer kosten heute ein Bruchteil dessen, was sie noch vor einigen Jahren gekostet haben.
Ich bin gespannt wohin die weitere Entwicklung uns bringen wird und ob sich die optimistischen Prognosen von Peter Diamandis bestätigen werden.

Silicon Valley, das Tal wo die Zukunft entsteht


Silicon Valley ist ein kleines Tal in der Nähe von San Francisco, in dem sehr viele globale Technologie-Unternehmen ihren Sitz haben. Dort wird ein Start-up nach dem anderen gegründet. Viele dieser Unternehmen bieten sehr schnell ihre Produkte und Services global an. Manche sind echte globale Riesen und beherrschen große Teile der digitalen Wirtschaft. Silicon Valley ist unbestritten die Schmiede der Innovation, dort werden die Technologien der Zukunft konzipiert, kreiert und mit Erfolg weltweit angeboten. Wir alle, Bewohner der digitalen Welt und im zunehmenden Ausmaß auch diejenigen, die noch eher in der realen Welt leben, nutzen sie täglich. Viele von uns können sich ein Leben ohne diese Services und Apps gar nicht vorstellen. In Silicon Valley wird emsig, fast rund um die Uhr, an einer digitalen Zukunft gearbeitet. Wie wird diese Zukunft aussehen? Hier die Antwort von Christoph Keese, einem deutschen Journalisten, der einige Monate dort gelebt und recherchiert hat:

“Im Internet der Zukunft, einem Internet, das jedes Lebewesen, jeden Heizkessel, jeden Fernseher, jedes Marmeladeglas und jedes Auto einbinden wird, in dem sogar der Straßenasphalt eine Art elektronisches Bewusstsein bekommt, in diesem utopischen, aber gar nicht mehr fernen Internet wird alles eins werden: die Menschen, die Dinge, die Sensoren, die Server, die Dateien, die Zustände, die Zeiten, die Möglichkeiten. Alles wird immer online und immer gleichzeitig überall sichtbar sein.”

Was ist aber so besonders an diesem Tal, dass Innovation gerade dort so konzentriert entsteht und die dortigen Firmen so erfolgreich sind? Warum entstehen dort und nicht woanders globale Services und moderne Technologien?
Auf diese und viele weiteren Fragen gibt Christoph Keese ausführliche Antworten in seinem Buch “Silicon Valley”. Dieses Buch gibt tiefe Einblicke in die Funktionsweise von Silicon Valley - dem Tal, in dem unsere Zukunft entsteht. Keese verbrachte dort fast ein Jahr und in dem Buch schildert er, was dieses Tal so anders macht und warum gerade dort Innovation entsteht.

Die Zukunft baut auf Ideen, Talenten und Kapital auf
Für die Entwicklung von innovativen Technologien und “disruptiven” Businessprozessen benötigt man einige Visionäre und viele talentierte Techniker und Ingenieure. Der globale Erfolg der durch diese kreativen Köpfe konzipierten Produkte, Services und Plattformen ist aber nur mit großen Investitionen möglich. Und eben das Alles (kreative Ideen, Talente, Gründer und Wagniskapital) ist in Silicon Valley reichlich vorhanden und wird nahezu perfekt zusammen vermischt.
Die Stanford Universität, einer der besten Universitäten der Welt, bietet unzählige neuartige Ideen und zieht junge, sehr talentierte Menschen aus der ganzen Welt an.

“Unternehmergeist ist auch in Stanford sehr wichtig und wird Studenten beigebracht. Probleme zu erkennen und zu lösen - das ist der Kern jedes Unternehmen. Suche ein reales Problem dann stehst du von einer realen Marktchance. Stelle alle bisherigen Annahmen in Frage dann bist du auf dem richtigen Weg.”

Die Universität bietet sehr viele Gelegenheiten für einen freien, ungezwungenen Austausch der Ideen. Sie sorgt dafür, dass Studenten so viele Möglichkeiten für direkten Kontakt und Gruppenarbeit haben wie nur möglich. Die gleiche Strategie befolgen Start-ups und auch schon erfolgreiche globale Unternehmen. Die Studenten sollen schnell lernen selbst zu denken und neue Lösungsansätze für diverse Herausforderungen generieren. In einem ständigen Diskurs werden diese Ideen kritisch betrachtet und dann verbessert, optimiert oder verworfen. Alles soll ungezwungen und ohne strenge Regeln und Einschränkungen geschehen. Dieser besondere Geist ist extrem wichtig für die Entstehung von Innovation wie es Christoph Keese schreibt:

“Innovation entsteht durch den freien, ungehemmten Austausch von Menschen auf kleinstem Raum. Physische Nähe ist so wichtig wie die Abwesenheit von allzu strengen Regeln. Räumliche Distanz behindert Kreativität, ebenso wie steifer gesellschaftlicher Umgang oder soziale Konvention. Vorschriften töten Ideen. Menschen werden kreativ, wenn sie beruflich so arbeiten dürfen, wie sie privat leben. In Silicon Valley ist die persönliche Anwesenheit Pflicht und virtuelle Kommunikation verpönt. Das Tal pflegt einen extremen Kult der Nähe. Das Zentrum der virtuellen Welt hasst nichts mehr als virtuelle Kommunikation.”
“Offenheit gegenüber den anderen, Fremden, Ausländer, anderen Ideen und Kulturen ist im Tal stark ausgeprägt. Aber auch über geplante Produkte und Vorhaben wird während der Realisierung offen mit anderen Gesprochen. Neue Ideen werden kommuniziert, um die Meinung der anderen einzuholen und sie dann zu verbessern. Selbst das Sprechen von den neuen Vorhaben hilft, die Ideen präziser zu formulieren und sie besser zu verstehen.”

Man ist in Silicon Valley überzeugt, dass es für alle Probleme der Welt eine gute technologische Lösung gibt. Technologie ist in Silicon Valley extrem wichtig, fast wie eine Religion, und das Sagen in den meisten Firmen haben die Techniker. Die Gründer sind sehr oft exzellente Techniker. Sie wollen die Welt verändern, sie glauben fest daran, dass sie für eine bessere Welt hart arbeiten.

“Silicon Valley wird von Technikern beherrscht. Leidenschaftliche Ingenieure oder Naturwissenschaftler gehen anders zu Werke als die Betriebswirte. Das Produkt als solches fasziniert sie. Sie wollen optimale Lösungen schaffen. Sie verlieben sich in ein Thema. Sie denken vom Produkt her, nicht vom Finanzergebnis.”

Auf der anderen Seite ist in Silicon Valley viel Risikokapital vorhanden. Die Investoren sind bereit, den talentierten Gründern mit ihren neuartigen Ideen Geld für die Erstellung erster Prototypen zu geben. Bei Aussicht auf Erfolg finanzieren sie auch den Aufbau eines globalen Präsenz. Investoren sind dabei bereit, recht großes Risiko auf sich zu nehmen. Für die Gründer ist es also dort nicht besonders schwierig ans Geld zu kommen. Die Finanzierung der jungen Start-ups ist inzwischen sehr professionell organisiert. Dabei achten die Investoren sehr stark auf die Rechte der Gründer.

“Die Gründer dürfen bei den Finanzierungsrunden ihren prozentualen Anteil behalten, ohne in die Kapitalerhöhung einzuzahlen. Die Investoren sind der Meinung, dass das Interesse der Gründer an dem finanziellen Erfolg der Firma es wert ist. Die Investoren verlangen auch denkbar geringe Mitspracherechte. ”Entweder ist das Team gut, dann braucht es unseren Rat nicht. Oder das Team ist nicht gut, dann sollten wir gar nicht investieren“ sagen Investoren.”


Schattenseite des Erfolgs
Silicon Valley ist unbestritten ein großer Erfolg. Es sind dort sehr viele innovative Unternehmen entstanden, die hervorragende, globale Produkte, Services und Plattformen anbieten. Sie haben viele Probleme dieser Welt durch Einsatz modernster, Daten-basierender Technologien gelöst. Aber ist wirklich alles so toll in Silicon Valley? Kann man wirklich alle Probleme dieser Welt mit Hilfe von Technologie lösen?
Leider nein. Silicon Valley ist eine tolle Gegend für extrem talentierte, junge Leute. Diese Leute schaffen dort zwar ein einmaliges Klima für Innovation und neue Ideen. Es herrscht dort Toleranz und man kann dort gut leben. Aber nur wenn man hoch begabt ist. Die Mittelklasse und sogar die weniger Talentierten werden von Silicon Valley verdrängt. Die Lebenskosten sind dort extrem hoch, die öffentliche Infrastruktur sehr schlecht. Es gibt dort auch sehr wenige Arbeitsplätze für die Mittelklasse. Die innovative Technologie benötigt nicht so viele Arbeitskräfte wie die klassische Industrie. Die Mittelklasse wandert aus dem Tal aus. Die innovativste Technologie der Welt, die den Anspruch erhebt, alle gesellschaftlichen Probleme dieser Welt zu lösen, kann nicht einmal die lokalen Probleme in Silicon Valley lösen. Probleme, die sie selbst verursacht hat.
Wie schaut es dann mit der Lösung der globalen Probleme? Tatsache ist, dass die Unternehmen aus Silicon Valley sehr schnell den Zeitgeist erkannt haben. Sie erkannten die Ankunft der digitalen Revolution. Sie erkannten, dass in Zukunft nur Information einen Wert haben wird.

“Was in Zukunft einen Wert haben wird ist Information. Die Konzerne aus dem Tal werden immer mächtiger und saugen Geld aus der ganzen Welt nach Kalifornien. Es ist vielleicht nur noch eine Frage der Zeit, bis die deutsche Telekom von Facebook, die deutsche Post von Amazon und Volkswagen von Google übernommen wird. Dann werden auch die Deutschen verstehen, dass Telefone, Pakete und Autos bedeutungslose Vehikel sind und es nur noch auf die Daten ankommt, die sie produzieren.”

Der Gewinner nimmt alles
Die Zukunft wird digital sein. Alles wird durch zentrale Plattformen gesteuert und beherrscht, wo Wissen aus der Unmenge der Daten durch intelligente Algorithmen erzeugt wird. Globale Firmen aus dem Tal erkannten das sehr rasch und begannen an Lösungen für diese neue digitale Zukunft zu arbeiten. Sie “vernichten” mit ihrer “disruptiven” Technologie und Businessprozessen einen klassischen Wirtschaftszweig nach dem anderen. Damit gehen auch die traditionellen Jobs verloren. Wird das digitale Business genügend Arbeitsplätze für alle Leute generieren, die gerade ihren Job verlieren? Kümmern sich die Weltverbesserer aus Silicon Valley überhaupt darum?
Leider nicht. Inzwischen beherrschen einige wenige Firmen aus dem Silicon Valley Monopol-artig das digitale Business. Globale Digitalisierung schafft ein exzellentes Umfeld für die digitalen Monopole - der Gewinner nimmt alles. Wer die meisten Daten hat, der zieht weitere Kunden stark an. Wer die Plattform mit den meisten Kunden hat, der zieht weitere Kunden magisch an und die Konkurrenz hat keine Chance. Die Netzmonopole entstehen viel schneller als in der realen Wirtschaft dank der Globalisierung, riesigen Mengen an Daten und dem Netzeffekt - jeder neue Kunde eines Netzmonopolisten ist von Vorteil für die bestehenden Kunden; für ihn macht es auch Sinn dort zu gehen, wo schon die anderen sind. Die Konkurrenz hat kaum Chancen, den Vorsprung der Platzhirsche einzuholen.

“Grenzenlose Freiheit führt im Netz zum Gegenteil. Freiheit im Internet fördert den Netzwerkeffekt, der Netzwerkeffekt erzeugt Netzmonopole, und Netzmonopole mindern die Freiheit - dieser Wirkungskreislauf dreht sich in rasender Geschwindigkeit.”

Professor Shoshana Zuboff:

“Google ist dabei ein neues Reich zu errichten, dessen Stärke auf einer ganz anderer Art von Macht basiert - allgegenwärtig, verborgen und keiner Rechenschaft pflichtig. Falls das gelingt, wird die Macht dieses Reiches alles übertreffen, was die Welt bisher gesehen hat. Google ist absolutistisch.“

Was kann man dagegen tun? Wie kann man die Bildung der Datenmonopole verhindern?
Eines ist sicher. Dieses Phänomen kann man nicht mit regionalen Gesetzen und Regulierungen in Griff kriegen. Datenmonopole der digitalen Welt sind globale Erscheinungen, die mit nationalen Gesetzen kaum zu bändigen sind. Wir müssen also auch die globalen, regulativen Kontrollen schaffen, mit denen die Macht dieser Datenriesen eingeschränkt wird und Chancen für mehr Wettbewerb entstehen. Zu mindestens müssen diese Kontrollmaßnahmen europäisch sein. Da die Zukunft durch Algorithmen beherrscht wird, müssen eben die Algorithmen kontrolliert werden.

„In Zukunft muss Gerechtigkeit durch die Regulierung und Kontrolle der Algorithmen sichergestellt werden. Das ist die Aufgabe der Gesetzgeber.
Die Regulierung findet meistens innerhalb nationaler Grenzen statt. Die globalen Konzerne werden dadurch nicht erfasst.“

Es ist also höchste Zeit, dass die Regierungen, die für die lokale Wirtschaft schädlichen regulativen Bestimmungen abschaffen und durch die für das digitale Zeitalter adäquate Methoden ersetzen. Es ist auch an der Zeit, zu begreifen, dass die analoge Welt der Vergangenheit gehört. Es ist höchste Zeit sich mit der Zukunft zu beschäftigen. Und die Zukunft ist digital!

“In Regierungen und Parlament wird über winzige Details der analogen Arbeitswelt gestritten, während der digitale Arbeitsmarkt die Welt verändert.”

Das Buch von Christoph Keese ist nicht nur spannend und sehr gut geschrieben. Es sollte der letzte Weckruf für Europa sein, wenn wir nicht ganz auf die Gestaltung der digitalen Zukunft verzichten und als digitale Peripherie in die Bedeutungslosigkeit versinken wollen.

Glenn Greenwald - Die globale Überwachung

Das Buch “Die globale Überwachung” von Glenn Greenwald habe ich in Zürich gekauft. Nach einer internationalen Konferenz blieb mir dort am Samstag etwas Zeit um in einer Buchhandlung bei der Heimstrasse, glaube ich, nach interessanten Büchern zu suchen. Dieses Buch lag neben einigen weiteren Bücher zu dem Thema Überwachung durch die NSA. Die Autoren der anderen Bücher waren jedoch nicht in den Fall Snowden und der Veröffentlichung seiner Informationen involviert. Sie sind die typischen Trittbrettfahrer, die auf das spannende Thema aufgesprungen sind und versuchen daraus Kapital zu schlagen. Glenn Greenwald ist aber der Journalist, dem Snowden vertraute, ihm seine Geschichte erzählte, NSA Dokumente übergab und ihn ersuchte, das ganze professionell für die Öffentlichkeit vorzubereiten und zu veröffentlichen. Das Buch versprach also einen Bericht aus erster Hand.

Warum entschloss sich Snowden für Greenwald? Greenwald ist ein ehemaliger Rechtsanwalt, der aber seit Jahren als ein unabhängiger Journalist arbeitet. Der in Brasilien lebende Greenwald setzt sich für die Bürgerrechte und für mehr Kontrolle der Behörden ein. Besonders stark tritt er gegen die scheinbare Argumentation der Regierung auf, dass nach dem 11 September der Kampf gegen die akute Bedrohung durch Terrorismus viel mehr Befugnisse für die Geheimdienste erfordert. Befugnisse, die eindeutig die bis jetzt geltenden bürgerlichen Rechten zum Schutz der Privatsphäre verletzen. Greenwald schrieb schon seit Jahren kritisch über die NSA. Greenwald ist tief davon überzeugt, dass eine unkontrollierte Ansammlung von Macht früher oder später zu missbräuchlichen Verwendung führt. Er schreibt - “Zu erwarten, dass die amerikanische Regierung unter vollständiger Geheimhaltung eine riesige Überwachungsmaschine unterhält, ohne ihren Verlockungen zu unterliegen, widerspricht einfach die Erfahrungen der Geschichte und der menschlichen Natur”. Dagegen gibt es nur ein gutes Mittel - Transparenz. Somit war Greenwald für Snowden genau der Mann, den er brauchte, um mit seinen Enthüllungen an die Öffentlichkeit zu gelangen.

Nachdem ich, wie schon gesagt, an diesem Samstag viel Zeit hatte, verbrachte ich einen schönen, sonnigen Nachmittag am Ufer des Zürcher See mit eben diesem Buch von Greenwald in der Hand. Im ersten Teil des Buches beschreibt Greenwald die Geschichte seines Treffens mit Snowden und die hektischen Gespräche und Vorbereitungen, die der Veröffentlichung vorausgegangen sind. Es ist ein Tatsachenbericht. Dieser Teil ist sehr gut und spannend geschrieben. Ich las es in einem Kaffeehaus direkt beim See, umgeben von Unmengen an Zürcher-Familien, die in großen Scharen mit Kindern, Omas und Hunden den wunderschönen, warmen Tag neben mir genossen. Ich las es fast ohne Unterbrechung und erlebte, Greenwald folgend, seine aufregenden Diskussionen mit Snowden in Hongkong.

Natürlich habe ich mich schon voriges Jahr intensiv mit dem Fall Snowden befasst. Seine Enthüllungen waren überall zu lesen und führten zu heftigen Diskussionen. Ich kannte die meisten Informationen schon auswendig, dachte jedoch, dass ein Bericht aus erster Hand, in dem die Fakten und Ereignisse in einer geordneten Struktur und authentisch durch den voll involvierten Zeugen dargelegt wurden, für mein besseres Verständnis dieses Falles und die sich daraus ergebenden Implikationen für uns als freie Gesellschaft und für jeden einzelnen von uns als potentielles Opfer der Überwachung nützlich sein wird. Am Rande dachte ich auch, dass Greenwalds Mut eine kleine Anerkennung von mir verdient hat und bezahlte gerne die 32 Schweizer Franken für dieses Buch.

Für mich gänzlich neu war die Darstellung der Gespräche Greenwalds mit der Redaktion des Guardian. Guardian war vom ersten Moment, als Greenwald die Zeitung kontaktierte und ihnen das Material angeboten hat, an einer Veröffentlichung interessiert. Guardian's Chefredakteurin erkannte jedoch sofort die Brisanz und Gefahr, die so eine Publikation mit sich bringt. Es folgten dann unzählige Beratungen mit Anwälten. Um den Vorwurf aus dem Weg zu gehen, die Veröffentlichung dieser Dokumente gefährde die nationale Sicherheit, wurde auch die Regierung und die NSA kurz vor der Publikation darüber informiert. Washington Post, die diese Informationen sogar vor dem Guardian angeboten bekam, wollte zuerst auf die Publikation verzichten. Washington Post wollte ihre regierungstreue Position nicht aufs Spiel setzen und wegen Landesverrats angeklagt werden. Erst als Washington Post über Guardians Publikationspläne erfuhr - und diese Information bekamen sie wahrscheinlich von einem hohen Regierungsbeamten! -, hat sie auch einen Artikel über PRISM veröffentlicht. Dass die Washington Post, neben Guardian, den Pulitzerpreis 2013 für mutigen Enthüllungsjournalismus bekam, scheint aus der Perspektive des Berichts von Greenwald nicht wirklich verdient zu sein.

Greenwald und Snowden ging das alles zu langsam. Sie wollten nicht warten. Snowden wollte unbedingt in die Öffentlichkeit gehen und seinen Namen als Informant bekannt geben, bevor die Regierung ihn entdecken und als Verräter gebrandmarkten konnte. Greenwald hat sogar überlegt, die Veröffentlichung ohne Guardian selbst durchzuführen. Ihm war jedoch klar, dass er ohne Schutz einer großen Zeitung mit ihren Anwälten, Kontakten und Möglichkeiten extrem schwer unter Beschuss geraten würde.

Ein zweiter interessanter Aspekt ist die Motivation von Greenwald und Snowden für so eine Tat. Was hat sie dazu bewegt? Vor allem für Snowden müsste es klar gewesen sein, dass er als Verräter das schlimmste zu befürchten hat. Es müsste für ihn klar gewesen sein, dass er kein normales Leben mehr führen wird können und mit großer Wahrscheinlichkeit im Gefängnis den Rest seines Lebens verbringen wird. Es ist auch sehr unwahrscheinlich, dass er glauben konnte, die Amerikaner werden ihn als Held feiern. Letztendlich, um die Gesetzesverletzungen anderer und die gängige, nicht bekannte Praxis der Überwachung und Bespitzelung einer breiten Öffentlichkeit bekannt zu machen, brach er selbst die geltenden Gesetze. Für Snowden ist Demokratie ein sehr wichtiges Gut. Er nahm Anleihen bei der römischen Republik, indem er den Codenamen Cincinnatus benutzte - Cincinnatus war ein römischer Bauer, der für kurze Zeit als Diktator Roms ernannt wurde und gleich nach dem Sieg über die Gegner Roms sein Amt niederlegte. Er zitierte auch gerne den berühmten Satz von Thomas Jefferson - “lasst uns daher in Fragen der Macht nicht mehr von Vertrauen auf den Menschen hören, sondern haltet ihn durch Ketten der Verfassung von Unheilstiftung ab”. Greenwald schreibt ausführlich über seine und Snowden's Motivation. Snowden hat über seine Tat offensichtlich lange vorher nachgedacht. Snowden selbst formulierte seine Beweggründe so - “wenn für einen Augenblick offengelegt wird, welches Konglomerat aus geheimen Absprachen, willkürlich gewährter Straffreiheit und überbordender Exekutivbefugnisse die Welt, die ich liebe, beherrscht, dann bin ich zufrieden.”

Greenwald schreibt sehr viel über Sicherheitsvorkehrungen, zu denen Snowden ihn verpflichtet hat. Snowden, gut wissend was möglich ist, wollte nicht abgehört werden. Er kommunizierte mit Greenwald nur über verschlüsselte Kanäle. Er weigerte sich Greenwald Informationen zu geben, solange er nicht die nötige Verschlüsselungssoftware installiert hat. In Summe wirken jedoch die von Greenwald beschriebenen Maßnahmen etwas punktuell und kindisch. Laura Poitras, die mit Greenwald gemeinsam gearbeitet hat und den ersten Kontakt zu Snowden hatte, übergab Greenwald im Taxi ein USB-Stick mit allen NSA Dokumenten. Das geschah noch in den USA, bevor sie gemeinsam nach Hongkong flogen, um dort Snowden zu treffen. War es nicht Leichtsinn? Bei einer Kontrolle am Flughafen hätte ja alles aufliegen können.

In Hongkong nahm Greenwald und Poitras Kontakt mit Snowden auf. Sie arbeiteten mit ihm gemeinsam an der Vorbereitung der Publikation. Gleichzeitig kontaktierte Greenwald etliche Redakteure des Guardian, um die Publikation in die Wege zu leiten. Viele Personen, Redakteure, Anwälte und zuletzt auch die Beamten der Regierung, haben über die geplante Veröffentlichung Bescheid gewusst. Das Material wurde laufend an mehreren Tagen veröffentlicht. Während dieser Zeit gab Greenwald den Fernsehstationen mehrere Interviews. Er traf sich auch täglich mit Snowden. Wäre es nicht ein leichtes Spiel für die mächtigste Spionageorganisation der Welt, die Identität Snowdens festzustellen, ihn als Verräter anzuklagen und eine Auslieferung in die USA zu beantragen? Damit hätten sie den Plan der Aufdecker durchkreuzt und die Wirkung der veröffentlichten Information stark gemildert - nach den ersten Publikationen beschäftigte sich die Öffentlichkeit ausschließlich nur mit den gesetzeswidrigen Taten der NSA, der Informant stand gar nicht im Vordergrund. War die NSA also tatsächlich derart massiv über die Enthüllungen überrascht und kannte die Identität des Informanten vor der Bekanntgabe durch den Guardian nicht? Es ist kaum vorstellbar oder diese Organisation ist doch nicht so mächtig wie wir das annehmen?

Ich kann allen Greenwald's Buch empfehlen. Es ist ein spannendes, gesellschaftspolitisches Thema, das sich wie ein guter Krimi liest. Über die Folgen der Enthüllungen Snowden's sollte jeder von uns nachdenken.


Trennung der Intelligenz von Bewusstsein


Daniel Kahneman fragt Yuval Harari nach seiner Zukunftsvision. Yuval Harari hat ein exzellentes Buch über die Geschichte der Menschheit, “kurze Geschichte der Menschheit”, geschrieben. Es ist ein ungewöhnliches Buch über Geschichte, in dem fast keine Kriege, keine Dynastien erwähnt werden. Stattdessen schreibt Harari über drei große Revolutionen in unserer Geschichte, die unsere Welt geprägt haben: kognitive, landwirtschaftliche und wissenschaftliche Revolution.
Es ist ungewöhnlich, dass ein Historiker versucht in die Zukunft zu blicken. Harari meint, dass ein gutes historisches Wissen unsere Perspektive erweitert und uns ermöglicht, mehrere potentielle Entwicklungen zu erkennen. Er erwägt nur unterschiedliche Wege, in die menschliche Entwicklung gehen kann, ohne explizit einen von dieser potentiellen Wegen zu bevorzugen. In dem Gespräch mit Daniel Kahneman werden viele interessante, mögliche zukünftige Entwicklungen erörtert: Kampf gegen den Tot, Transhumanism (Mensch-Computer-Verbindung), Bedeutung der Massen und weitere Differenzierung von Reichen und Armen.
Besonders interessant fand ich die Überlegungen von Harari zu der Entstehung künstlicher Intelligenz und Ersetzung der Menschen in den Arbeitsprozessen. Harari meint, dass wir mit künstlicher Intelligenz die Intelligenz von dem Bewusstsein trennen. Ein Mensch besitz beides. Ein intelligentes Programm oder eine intelligente Maschine wird intelligent genug sein, um eine Arbeit zu erledigen, wird aber (noch sehr lange) kein Bewusstsein haben.

“The basic process is the decoupling of intelligence from consciousness. Throughout history, you always had the two together. If you wanted something intelligent, this something had to have consciousness at its basis. People were not familiar with anything not human, that didn’t have consciousness, that could be intelligent, that could solve problems like playing chess or driving a car or diagnosing disease.”

Intelligente Programme und Maschinen werden die Menschen in der Wirtschaft und Militär fast vollständig ersetzen. Somit wird auch die Macht der Massen, die ja für die Wirtschaft und Militär in der Vergangenheit sehr wichtig waren, verschwinden. Werden dann die Eliten komplett die Macht an sich reissen und die egalitären Entwicklungen der letzten Zeit stoppen? Was dann passiert weiß niemand, auch Harari nicht. Was werden die unnötigen Menschenmassen (für die Wirtschaft und Militär) dann tun? Harari fehlt nur Drogen und Computerspeile ein. Ein eher düsteres Bild.
Die Studie der Veränderungen in der Folge der Industrierevolution zeigt, dass nach so großen Umwälzungen Entwicklungen stattfinden, die vorher nicht bekannt waren. Es entstehen neue Berufe, Wirtschaftszweige, gesellschaftliche Strukturen und Organisationen. Vielleicht wird es auch diesmal der Fall sein.
Die größte unbekannte hier ist der Transhumanismus, also die Verbindung von Mensch und Maschine. Sobald es gelingt, wird die weitere Entwicklung extrem rasant voranschreiten. Es wird in eine Richtung gehen, die wir gar nicht erahnen können, weil es jenseits vor unserer derzeitigen Vorstellungskraft liegt. Das Produkt dieser Revolution wird der Mensch selbst sein:
“We’re basically learning to produce bodies and minds. Bodies and minds are going to be the two main products of the next wave of all these changes. And if there is a gap between those that know how to produce bodies and minds and those that do not, then this is far greater than anything we saw before in history.”
https://www.edge.org/conversation/yuval_noah_harari-daniel_kahneman-death-is-optional